Das Drama im Dreieck

„Nicht streiten Kinder, lass deinen Bruder in Ruhe, ab in dein Zimmer, komm her mein Schatz…..“. Eine ganz gewöhnliche Alltagssituation mit einem Retter, einem Opfer und einem Täter.  Ein kleiner Streit und schon haben wir: „Das Dramadreieck“ – ein Beziehungsmuster. 
Märchen und Heldensagen werden auch oft nach diesem Schema gebaut: Dornröschen, böse Fee und Prinz.
Jeden Tag finden Interaktionen zwischen Menschen statt, in Schulklassen, Familien, unter Freuden und auf der Strasse. Oft entwickelt sich ein Drama im Dreieck. Erfunden hat’s keiner, den Namen Dramadreieck gab ihm der amerikanische Psychologe Stephen Karpmann.

Das Muster findet sich überall wieder. Es beinhaltet 3 Hauptakteure, Retter, Täter und Opfer. Beim ersten Hinsehen scheint die Rolle des Retters die ehrenwerteste zu sein. Ist es nicht gut, dem Schwachen zu helfen und den Bösen eins auszuwischen?

 

Echte Retter – Wunderbare Alltagshelden

Bevor ich die Rolle des Retters im Dramadreieck beschreibe, möchte ich mich bei den echten Rettern im Leben bedanken. Menschen, die sich selbstlos und spontan für andere einsetzen die Hilfe brauchen. Es gibt gefährliche und beängstigende Situationen, denen keiner gewachsen ist. Danke an alle, die dann mutig genug sind einzugreifen.

 

 

Jetzt zum Dramadreieck.

Der Retter im Dramadreieck

Das Dramadreieck entsteht in ganz gewöhnlichen Alltagssituationen:
– Drei Personen, eine wird ausfallend oder unangenehm, also zum Schurken. Sofort wird ein anderer aus dem Trio  zum Retter, das entfacht den Zorn des „Schurken“ und der wird richtig sauer. Das vermeintliche  Opfer hätte sich selbst retten können, der Retter hat ihm oder ihr aber keine Chance gelassen. Jetzt kann es passieren, dass  das Opfer sauer auf den Retter ist, der dadurch manchmal selbst zum Opfer wird.

– Schulkinder streiten, die Lehrerin schreitet ein, meint die Situation zu erkennen und bestimmt sofort, wer der Schurke und wer das Opfer ist. Dadurch werden aber die Fronten erst richtig aufgebaut. Keiner mag Petzen und obwohl das Opfer evtl. garnicht selbst zu Lehrerin gegangen ist, wird es von jetzt an von den anderen Kindern als schwach angesehen, evtl. gemobbt. Der oder die, den die Lehrperson als Täter entlarvt hat, wird es in Zukunft schwerer haben das Gegenteil zu beweisen oft nimmt er/sie dann die Rolle an und wird immer schwieriger. Der Retter hat also nur einen flüchtigen Moment für Ruhe gesorgt und die Grundlage für eine Rollenverteilung ist gelegt.  

Retter zu sein, ob unter Kollegen, unter Freunden, auf dem Schulhof, als Elternteil mit Geschwistern oder als Lehrer zwischen Schülern sorgt im Dramadreieck nur für ein gutes Gefühl beim Retter selbst. Der Retter verstärkt die hilflose Rolle des Opfers. Er manipuliert, durch das Verteilen der Rollen und durch sein Eingreifen. Die anderen Rollen haben es oft schwer, diese wieder abzulegen.
Es passiert auch, daß das Opfer keine Lust hat Opfer zu sein. Es verbündet sich mit dem Angreifer, damit wird der Retter zum Opfer. Rollenverschiebungen innerhalb des Dreiecks sind nicht selten. 

Das Opfer im Dramadreieck

Die Opferrolle ist zunächst einfach. Dornröschen wird bedroht und betäubt, ist somit ausser Stande sich zu helfen. Der Beschützer (Retter oder Prinz) springt ein. Das Opfer wird bestärkt in seiner Grundhaltung, dass andere Schuld haben und dass es keinen eigenen Ausweg gibt. Lösungen findet der Retter, Konsequenzen trägt der Täter. Das Opfer wirkt geschwächt, kann aber bei Bedarf die emotionale Karte ausspielen und damit andere manipulieren. „Ich würd  ja, ich kann leider nicht. Bitte kümmert euch…“ Opfern geht es darum Aufmerksamkeit, Empathie, Sympathie und Wiedergutmachung zu bekommen. Allerdings verliert diese Person ihre Selbstbestimmtheit und wird abhängig.

 

Täter, Schurke oder Held im Dramadreieck

Der Täter droht und schüchtert ein. Er oder sie verletzt andere und wird dafür abgestraft oder ermahnt. Er ist stark und er bekommt die volle Aufmerksamkeit. Wenn beim nächsten Mal ein schuldiger gesucht wird richten sich schnell alle Augen auf ihn oder sie. Einmal Täter immer Täter. 
Da es immer Menschen gibt die den Täter „cool“ finden baut der Täter sich eine eigene Fangemeinde auf. Er wendet sich oft gegen den Retter und nicht selten wird der Retter dann zum Opfer.

 

Rollen können formen

Wir wurden in einem Seminar gebeten, uns in die jeweiligen Rollen hineinzuversetzen. Spontan dachte ich: „Retter sein mag ich am liebsten, wer ist schon gerne Opfer und böse bin ich nicht.“
Heute weiß ich es besser.
Mein Rat an all die, die sich auch gerne spontan in Alltagskonflikte einmischen: Rettet nur, wenn es nicht anders geht, nur wenn wirklich Gefahr besteht! Gebt den anderen die Chance den Konflikt auszutragen, ohne Partei zu ergreifen. Wenn es nicht eure Baustelle ist, haltet euch raus. Ihr nehmt dem Opfer die Chance stark zu werden und sich selbst zu helfen.

Noch einmal möchte ich allerdings klarmachen: Es geht hier nicht um Situationen bei denen Mensch zu Schaden kommen! Sollte das der Fall sein, dann ist es wichtig und richtig zu helfen!  Wenn jemand unverschuldet in Gefahr um Leib und Leben gerät, bitte hinschauen und helfen oder Hilfe holen! 

Erkennen was ist und aussteigen

Manchmal drängt das Leben uns in die Rollen. Als junge Mutter wollte ich den Retter spielen, um nervende Situationen zu beenden. Meine Töchter wurden dann urplötzlich zu Verschwörern, gegen mich! Intuitiv wollte anscheinend keine die Opferrolle und anstatt Retter zu sein endete ich als Schurke….:-)
Kinder sind oft die besten Lehrmeister.
Der Trick ist also ein Dramadreieck zu unterbrechen. Wo kein Opfer da kein Drama. Wenn nur eine Partei nicht mitspielt, zerfällt das Konstrukt.
Wenn eine Konfliktsituation auftaucht ist es erstmal wichtig  zu erkennen, wenn du eine Rolle annimmst oder sie aufgestülpt bekommst. Nicht mitspielen ist die beste Möglichkeit, es nicht eskalieren, bzw. gar nicht stattfinden zu lassen.
Zum Drama wird es erst, wenn das Opfer selbstmitleidig und hilfsbedürftig bleibt. Bist du Opfer, steig aus! Entscheide dich dafür, für dich selbst einzustehen.
Als Retter kann ich nur raten: Hör auf anderen deine Hilfe aufzudrängen, wenn auch nur eine kleine Chance besteht, dass diese sich selbst helfen können.
Falls du der Täter bist, versuch es mit positivem Feedback, positivem Interesse und Wertschätzung. Aus eigener Erfahrung hat es der Täter oft am schwersten auszusteigen, wenn er in diese Rolle ohne sein Zutun manövriert wurde.

Fazit

Im Dramadreieck sind die Rollen oft sehr durchlässig, Aussteigen ist eine gute Konfliktvermeidung. Wenn du die Situation erkennst, weißt du jetzt was passiert und kannst entsprechend handeln. Wissen ist mächtig.

 

Ich bin Eva, ich bin Coach und Mediator, große Schwester, Mutter, Oma und Freundin.
Ich kenne alle Rollen aus eigenem Erleben.
Das Wissen über das Dramadreieck hat mir geholfen, manchen schwierigen Situationen das „Drama“ zu nehmen. Ich hoffe es hilft dir auch.

Coaching ist für mich ein Weg verstehen zu lernen, warum manche Dinge das sind, was sie sind. Probier’s aus. Ich freu mich auf dich.
Deine Eva

                      coaching@evawippermann.com

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