„Perfekt ist nur der Tod“, das klingt ein wenig makaber. Wenn wir jedoch darüber nachdenken, ist es genau so: Nach dem Tod gibt es nichts mehr, was zu verändern und zu verbessern ist. Der Tod ist perfekt.
Perfektionismus ist oft unerreichbar, denn es geht immer noch besser. Der Inhalt eines Buches, eines Blogartikels oder auch ein Kunstwerk kann immer noch anders und evtl. auch besser gemacht werden. Aber ist es dann wirklich perfekt? Allenfalls ist es eine Momentaufnahme, die jetzt perfekt ist, in diesem Moment und in den Augen des individuellen Betrachters. Wenn du also sagst, du willst, dass etwas perfekt ist, dann darfst du dir auch genau überlegen, was genau perfekt für dich bedeutet oder wann perfekt für dich erreicht ist. Tust du das nicht, ist Perfektionismus eine unendliche Geschichte.

Perfekt? Ich mit Sicherheit nicht.

Was ist Perfektionismus?

Es gibt einen englischen Begriff „Neverenoughness“, das bedeute „Nie genug sein“ und beschreibt Perfektionismus sehr treffend. Perfektionismus ist eine Charaktereigenschaft, die sich dadurch definiert, dass ein Mensch sehr hohe Standards und äußerst hohe Ansprüche an sich selbst und oft auch an andere hat. Nur das beste, nur die beste Leistung ist gut genug. Ein Perfektionist stellt sich immer infrage. Er oder sie ist mit der eigenen Leistung, mit dem eigenen Aussehen, mit dem gewählten Partner, Beruf etc. einfach nie zufrieden. Klingt auf Dauer anstrengend und das ist es auch. Für den Perfektionisten selbst, aber auch für die Menschen um ihn oder sie herum. Aber ist es wirklich eine Charaktereigenschaft? Perfektionismus entspringt dem eigenen Denken. Perfekt zu sein ist eher ein Wert, den man evtl. geerbt hat und der jederzeit als nicht mehr passend und zu zeitaufwendig abgelegt werden kann.

Was steckt hinter dem Wunsch nach Perfektionismus?

Der Perfektionist wünscht sich, von anderen als makellos angesehen zu werden. Durchs „Perfekt sein“ erhofft er/sie sich Ansehen und Wertschätzung von außen. Es kann auch sein, dass er/sie versucht Werten gerecht zu werden, die evtl. gar nicht die eigenen sind. Dann gehört Perfektionismus zu ihm oder ihr zumindest im Handeln und Denken. Dahinter verbirgt sich leider oft ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Fehler sind für den Perfektionisten ein Drama, Schwächen werden nicht akzeptiert. Ziele sind oft so hoch gesetzt, dass sie unrealistisch sind und nie erreicht werden können. Es gibt noch eine dritte Art von Perfektionismus, das sind Menschen, die von anderen erwarten, dass diese perfekt sind. Klar, dass das nicht funktionieren kann.
Gut und oft auch zielführend kann es sein, wenn du mit einem Perfektionisten zusammenarbeitest. Du solltest dann jedoch über genügend Selbstbewusstsein verfügen, damit das Projekt auch im gesteckten Zeitrahmen zum Ende kommt. Perfektionisten sind kritisch, sie suchen Fehler und denken immer noch weiter. Nichts ist gut genug und eine bessere Lösung wird immer vermutet. Dadurch werden andere zum Weiterdenken angestiftet. Das ist erst mal gut. Perfektionisten können sehr erfolgreich sein. Auch wenn sie oft denken, sie wären faul, meistens sind sie genau das Gegenteil. Der Preis, den sie dafür zahlen, kann jedoch sehr hoch sein. Sie neigen dazu, sich regelrecht selbst auszubeuten, haben durch ihre Ansprüche nicht nur Freunde und sind selten mit sich und anderen zufrieden.

Was ist die Ursache des Perfektionismus?

Menschen neigen von früher Kindheit an dazu, sich selbst zu optimieren. Wenn ein Kind laufen lernt, dann übt es so lange, bis es wirklich gut laufen und rennen kann. Die meisten Kinder schauen, wie es andere Menschen machen und dann wird optimiert. Das geschieht auf die unterschiedlichste Art und Weise, denn wir sind auch schon als Kinder ganz unterschiedlich veranlagt. Ein Kind malt schöner, ein anderes spielt Ball oder klettert aus Leidenschaft. Hier kommen die ersten angeborenen Stärken zum Vorschein. Meistens haben Kinder jedoch natürliche Optimierungsgrenzen. Etwas Neues erweckt die Aufmerksamkeit und wird interessanter, denn es gibt so viel zu lernen und zu erleben.
Bei einem Perfektionisten lief das evtl. in früher Kindheit etwas anders ab. Die meisten Eltern vermitteln Kindern ihre eigenen gelebten Werte. Schwierig wird es erst dann, wenn diese Werte mit Sätzen wie: „Gut ist nicht gut genug“, oder „Du musst immer 120 % geben“ oder „Das Kind vom Nachbarn kann mit 3 schon lesen und Klavier spielen, streng dich an“, weitergegeben werden. Zeigen die Eltern dann auch noch ihren Unmut darüber, dass der Sprössling kein Talent zum Sänger oder Artisten hat und vielleicht sogar unsportlich oder ein langsamer Lerner ist, dann ist die Grundlage für ein perfektionistisches Verhalten beim Kind gelegt.
Kinder, die nur Anerkennung und Liebe bekommen, wenn sie die oft hochgeschraubten Werte der Eltern erfüllen, ziehen sich entweder eines Tages in ein Schneckenhaus zurück und geben auf, oder sie entwickeln selbst perfektionistische Tendenzen. Das „Nie-Genug-Sein“ findet hier seine Grundlage. Der Wunsch danach, geliebt zu werden, ist die treibende Kraft.

Auch unsere Gesellschaft trägt dazu bei, Perfektionisten zu kreieren. In unseren Schulen werden Kinder bewertet und mit anderen verglichen. Wer herausragt in Talent, Aussehen oder einer besonders steilen und ausgezeichneten Schullaufbahn, dem wird von anderen Menschen Respekt und Bewunderung gezollt. Manchmal finden sich solche Menschen auch in Außenseiterrollen wieder. Beide Positionen sind schwierig. Zu viel Anerkennung setzt einen zu hohen Standard. Zu wenig führt zu dem Gefühl, nicht zu genügen. Beides kann zu einem gestörten Selbstwertgefühl, führen und damit in den Perfektionismus.

Eine weitere Grundlage für Perfektionismus kann auch das Fehlen von jeglichen Grenzen, Zielen und Strukturen in der Kindheit sein. Wer nie lernt, was gut genug ist, der weiß auch nicht, wann er aufhören kann.
Manche Menschen entwickeln aber auch erst später durch einschneidende Ereignisse ein perfektionistisches Verhalten. Ob ein Arbeitgeber mit seinen eigenen perfektionistischen Vorgaben die Vorlage gibt oder eine toxische Partnerschaft die Grundlage ist. Jedes Verhalten kann gelernt werden.

Die Stolpersteine der Perfektionisten

Es gibt in vielen Branchen erfolgreiche Perfektionisten. Viele dieser Menschen sind aber gestresst und ausgebrannt. Immer nach Perfektion zu streben ist anstrengend und da es kein Ziel für Perfektion gibt, ist es nicht zielführend. Setzt sich der Perfektionist zunächst zwar Maßstäbe, werden diese bei Erreichen schon wieder angezweifelt. Da sich Perfektionisten an ihren Leistungen messen, kommt die Selbstliebe zu kurz. Achtsamkeit mit sich selbst wird als Schwäche angesehen und nur Leistung zählt. Es ist ein zerstörerischer Teufelskreis.

Perfektionismus macht krank. Stress bis zum Burn-out ist nicht selten. Durch das ständige Anzweifeln, ob das Ergebnis gut genug ist, wird nichts fertig. Wird der eigene Körper perfektioniert, führt das zu Essstörungen und Zwangsneurosen. Depressionen sind nicht selten und führen manchmal zu Suizid. Perfekt ist eben nur der Tod!

11 Punkte, wie du perfektionistische Verhalten erkennst

  1. Perfektionisten denken oft, sie sind faul. Wenn ein perfektionistischer Mensch etwas nur zu seinem eigenen Vergnügen tut, oder sich etwa ausruht, dann fühlt er sich in der Regel schlecht.
  2. Weiter, höher, schneller, da geht noch was. Das sind typische, perfektionistische Gedanken.
  3. Perfektionisten wollen gefallen, sie streben nach Akzeptanz und Bewunderung.
  4. Sie sind selten zufrieden mit ihrem Schaffen, Aussehen oder dem, was sie im Leben schon erreicht haben.
  5. Lob annehmen fällt Perfektionisten schwer.
  6. Eigene Fehler sind für Perfektionisten oft ein Drama und die Fehlertoleranz von anderen Menschen ist gering.
  7. Nur noch schnell etwas verbessern, den Blog überarbeiten, die E-Mail 10 x lesen usw. Perfektionisten sind gut im Prokrastinieren, sie verlieren sich im Detail und werden oft nicht fertig. Dahinter steckt die Angst, sich zu blamieren.
  8. Spontane Entscheidungen aus dem Bauch und Kompromisse sind selten, denn sie könnten im Denken des Perfektionisten nicht gut genug sein.
  9. Wenn ein Perfektionist etwas nicht schafft, fühlt er oder sie sich wertlos.
  10. Perfektionisten neigen zur Selbstausbeutung.
  11. Perfektionisten werden oft nicht fertig, denn in ihrem Denken gibt es immer noch eine andere Möglichkeit und die könnte besser sein.

Meine Tipps für Perfektionisten

Wenn du erkennst, dass du perfektionistische Züge hast und sie dir schaden, bist du schon auf einem guten Weg zur Besserung. Mach dir zunächst Folgendes klar:

  • Als Perfektionist wird es dir schwerfallen, Schwächen einzugestehen, aber genau das zeugt von Größe und bringt dir evtl. die Anerkennung, die du immer suchst. Genug ist gut genug. Versuch das zu akzeptieren und danach zu handeln.
  • Ein Perfektionist kommt theoretisch nie an, denn es geht immer noch besser. Perfektionismus macht also keinen Sinn und ist an sich schon nicht perfekt.
  • Der Versuch perfekt zu sein ist verlorene Lebenszeit, es gibt noch so viele andere Dinge zu tun und zu erreichen.
  • Es ist fast unmöglich, es allen recht zu machen.
  • Dinge immer wieder aufzuschieben, kostet viel Kraft, damit steckst du im Hamsterrad.
  • Etwas abzuschließen und dabei noch einen Zeitrahmen einzuhalten, ist ein echtes Ziel. Gut genug? Also weiter.
  • Vergleiche dich nicht mit anderen, sondern lerne von ihnen. Jeder hat Stärken und du darfst deine finden, sonst wirst du zum Fisch, der versucht auf Bäume zu klettern und das kann dauern. Jeder Mensch ist einmalig, geh deinen Weg, trau dich.
  • Du hast schon so oft bewiesen, dass du etwas kannst. Klopf dir auf die Schulter und sag dir: Es ist genug.
  • Wenn du merkst, dass dich Perfektionismus antreibt und du gestresst und ausgebrannt bist, oder gar deine Beziehung und Freundschaften darunter leiden, dann such dir Hilfe. Ein Coach, so wie ich einer bin, kann dich auf deinem Weg unterstützen.
  • Energie kommt durchs Verstehen und durchs Umdenken.

Fazit

Es ist, sehr anstrengend, ein ganzes Leben lang perfekt zu sein. Wir Menschen sind es nicht, wir sind so wunderbar unterschiedlich und haben alle Stärken und Schwächen. Es ist erfrischend, die Schwächen mit Humor zu nehmen und evtl. daran zu arbeiten und die Stärken auszubauen.

Unsere Lebenszeit ist begrenzt und perfekt ist nur der Tod.

Ich bin Eva und ich bin Coach für Lebensvisionäre.

Perfektionismus liegt mir fern.
Wenn du in einer Endlosschleife festhängst und jeden Morgen unzufrieden und energielos in den Job startest, dann darf sich schnell etwas ändern.

Energie kommt durchs Machen.

Deine Eva


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