Was du besser nicht sagst: Neulich saß ich im Café und habe einer Mutter zugehört, die sagte zu ihrer Tochter: „Mir reicht es! Wenn du jetzt nicht sofort gute Laune hast, dann…. Ich tue so viel für dich …“ „Gut gesagt“ geht anders. Natürlich kann einer Mutter, die schlechte Laune der Tochter oder des Sohnes einmal mal aufs Gemüt schlagen. Es macht einfach keinen Spaß, mit schlecht gelaunten Menschen den Tag zu verbringen. Die Pubertät ist da auch keine Hilfe.

Wie oft war ich als Mutter sehr irritiert, wenn ich morgens ein nettes Mädchen in die Schule verabschiedet habe und nachmittags jemand ganz Unbekanntes nach Haus kam. Ich habe mir immer eine Hotline gewünscht, bei der ich anrufen kann, um mich über eine falsche (Rück-) Lieferung zu beschweren.

Was du besser nicht sagst

Ich nehme nicht an, dass die besagte Mama mit ihrer Forderung nach fröhlicher Stimmung erfolgreich war. Warum der Teenager schlecht gelaunt war, weiß ich nicht und es ist auch nicht sicher, ob das Mädchen es selbst gewusst hat. Hormone sind oft unkontrollierte Stimmungsmacher, und mit den Eltern spricht man in dem Alter auch nicht so gerne. Zumindest ist das in meiner persönlichen Erfahrung so.

Es gibt ein schönes Kinderbuch, das heißt „Jim ist mies drauf.“ Da wird Jim Panse so oft gefragt, warum er mies drauf ist, bis er dann wirklich so richtig mies drauf ist…. Besser ist es, sich solchen Annahmen zurückhalten. Worte sind mächtig.

Tolles Kinderbuch

Platz 1 – 10 der Sätze, die man besser nicht sagt, wenn man jemanden ehrlich unterstützen möchte ….. und wie es besser geht.

Platz 1: Du musst jetzt gute Laune haben, sofort!

Was als Meditation ganz O. K. ist – hier bitte nicht!
Gut gesagt: Ich sehe, dass dich etwas bedrückt (oder dass du gerade nicht so fröhlich bist). Ich weiß nicht, wie schwer das im Moment für dich ist. Ich fühle mich traurig und habe das Bedürfnis dich, (meine Tochter z.Bsp.) zu beschützen. Wenn du willst, können wir gerne mit dir darüber sprechen. Und wenn sie oder er dann lieber nicht sprechen will, ist das auch gut.

Platz 2: Ich will nur dein Bestes!

Das geht gar nicht. Was will der Sprecher denn damit erreichen? Auf jeden Fall hilft es, dem, der nicht so gut gelaunt ist, nicht weiter.
Besser wäre: Ich weiß nicht, wie du dich gerade fühlst und war auch noch nicht in so einer Situation. Ich würde dich gerne verstehen, wenn du willst, können wir gerne darüber reden. Und auch hier wieder: Wenn nicht, ist das Angebot nicht angenommen worden. Also erst mal nichts sagen.

Platz 3: Du musst stark sein!

Nein, in manchen Situationen geht das einfach nicht.

Gut gesagt: Es tut mir so leid, dass du auf so ein Problem gestoßen bist. Bitte sag mir, wenn ich dir helfen kann. Oder auch: Darf ich dich morgen anrufen und dich fragen, wie es dir geht?

Platz 4: Ganz beliebt und unnötig: Das habe ich auch schon durchgemacht …

Nein, Erfahrungen anderer helfen den Betroffenen nicht! Also bitte keine eigenen Erlebnisse zum Besten geben. Auch wenn es schwerfällt, einfach Mund halten und bei Bedarf in den Arm nehmen.
Besser: Das ist eine besondere Situation, in der du bist und ich kann fühlen, wie schwer das für dich ist. Wir können gerne darüber reden.

Platz 5: Du bist stark, du schaffst das

Da merkt der Betroffene gerade nichts davon. Immer stark sein zu müssen, ist schwer und sei mal ehrlich, ändert sich dadurch das Problem? Wahrscheinlich nicht. Der Angesprochene bekommt signalisiert: Da musst du allein durch.
Besser: Ich kann mir nicht vorstellen wie, schwer das für dich ist. Womit kann ich helfen?

Platz 6: Ich würde ja, aber …

Da nach dem „aber“ meistens eine persönliche Geschichte oder eine Ausrede kommt, ist das nicht wirklich gut.
Besser: Es tut mir leid, dass ich dir nicht besser helfen kann. Das ist ehrlich und bringt Nähe.

Platz 7: Es könnte schlimmer sein…..

Klar, es ist aber trotzdem scheiße! Außerdem können wir als Außenstehende nicht einschätzen, wie schlimm das wirklich ist.
Besser: Ja, es ist echt scheiße. Ich bin da. Kann ich etwas tun, damit es leichter wird?

Platz 8: Es gibt für alles einen Grund.

Kann sein, hilft aber gerade nicht. Das ist so eine Antwort à la Kalenderspruch-Weisheit.
Besser: Ich wünschte, ich hätte eine Erklärung, habe ich aber leider gerade nicht. Aber ich bin hier, um dir zuzuhören.

Platz 9: Wenn ich du wäre …

Bist du aber nicht. Also gar keine gute Idee. Solche Aussagen kommen von Selbstdarstellern, hier werden aber Zuhörer gebraucht.
Besser ist es, hier gar nichts zu sagen.

Platz 10: Du bist in Schwierigkeiten.

In den meisten Fällen ist das dem Betroffenen bewusst.
Besser: Ich sehe, es geht dir nicht so gut. Darf ich dich morgen anrufen? Willst du jetzt darüber sprechen?

Floskeln helfen nicht

Aber Humor kann trotzdem O. K. sein, wenn der andere so ganz tief in seinem Gefühl feststeckt. Wenn sich jemand gesehen oder wahrgenommen und gehört fühlt, und es dann jemand schafft ihn zum Lächeln zu bringen, ändert das sehr schnell das Gefühl.
Aber der Grad hier ist schmal, denn ein blöder Spruch bewirkt eher, dass der andere sich nicht ernst genommen fühlt. Generalisierungen helfen auch nicht. Der Link führt zum Artikel.

In meiner Familie gibt es ein „Hangry Syndrom.“ „Hungrig, dadurch unbewusst ärgerlich“. Da hilft es wirklich oft, dem anderen etwas zu essen zu geben und schon wird das Leben leichter.

Ich bin Eva, ich bin Coach und ich denke, dass Worte zwar mächtig sind, aber es ist immer noch besser etwas Falsches zu sagen, als wenn jemand ganz allein in seiner Gedankenwelt festhängt. Manchmal hilft auch ein Stück Schokolade.

„Just talk to your Vision Coach.“
Ich bin für dich da.
coaching@evawippermann.com