Gaslighting ist eine psychologische Manipulationstaktik, bei der eine Person gezielt versucht, das Selbstvertrauen und die Wahrnehmung einer anderen Person zu untergraben, um selbst als Retter oder als starke Person dazustehen.
Das geschieht durch Lügen, Verzerrung der Realität, Abwertung von Gefühlen und das Streuen von Zweifeln. Jemand versucht, den anderen an der eigenen Wahrnehmung, seinem Gedächtnis oder seinem Verstand zweifeln zu lassen. Ziel ist es, die betroffene Person in eine Position der Abhängigkeit zu drängen.
Der Begriff kommt aus einem alten Theaterstück und Film, in dem ein Mann seine Frau glauben lässt, dass sie verrückt wird, indem er die Gaslampen im Haus dunkler macht und behauptet, sie bilde sich das nur ein.
Sarahs Zweifel, eine Geschichte aus dem Leben
Sarah war eine kluge, selbstbewusste Frau, Anfang 30. Sie hatte einen tollen Job, enge Freunde und ein aktives Leben – bis sie Daniel kennenlernte. Am Anfang war er charmant, aufmerksam und gab ihr das Gefühl, die wichtigste Person in seinem Leben zu sein. Doch nach ein paar Monaten begann sich etwas zu verändern.
Eines Abends hatten sie eine Verabredung. Er rief 30 Minuten nach der Verabredung an, um abzusagen. Sie hatte sich schön gemacht und wartete schon auf ihn. Okay, es kann passieren, dass ein wichtiger Termin dazwischenkommt. Ein weiteres Mal kam er pünktlich nach Hause, hatte aber plötzlich keine Lust. Wieder stand sie in ihrem schicken Outfit in der Küche und schob eine Pizza in den Ofen. Das passierte noch einige Male in ähnlicher Form. Immer kurzfristig immer eine Ausrede.
Als Sarah ihn darauf ansprach, schaute er sie erstaunt an:
„Du übertreibst, das ist doch erst einmal passiert und du hast mich schon öfter falsch verstanden.“ Sarah runzelte die Stirn. Sie ist sich sicher, sie hatte ihn richtig verstanden. Jedes Mal. Aber Daniel lachte nur:
„Du legst in letzter Zeit wirklich oft Dinge auf die Goldwaage. Vielleicht solltest du weniger Stress haben?“
Sarah fühlte sich plötzlich unsicher. War sie wirklich überempfindlich?
Allmählich gab es immer mehr solche Situationen. Sie sprach ihn auf eine Bemerkung an, die sie verletzt hatte, aber er winkte ab.
Sarah begann an sich zu zweifeln. Vielleicht hatte Daniel recht?
Sie zog sich immer mehr zurück, begann ihre eigenen Gefühle infrage zu stellen und entschuldigte sich ständig – für Dinge, die sie gar nicht falsch gemacht hatte.
Eines Tages erzählte sie ihrer besten Freundin Lisa von den ständigen Missverständnissen mit Daniel. Lisa hörte ihr lange zu und fragte dann:
„Hast du mal darüber nachgedacht, dass nicht du das Problem bist, sondern er?“
Sarah hatte das noch nie so gesehen. Sie fing an, zurückzudenken – und erkannte, dass Daniel jedes Mal, wenn sie ihm etwas vorhielt, den Spieß umdrehte. Er machte sie zum Problem, obwohl sein Verhalten der Auslöser war.
Nach einigen Monaten entschied sie sich, zu gehen. Es war nicht leicht, sich von Daniel zu lösen. Er versuchte alles, um sie zu halten. Ihre Mutter meinte, sie wäre zu empfindlich, er wäre doch ein Traummann.
Doch je mehr Abstand sie gewann, desto klarer wurde ihr, dass sie nicht verrückt war – sondern manipuliert wurde.
Warum gaslighten Menschen? Was haben sie davon?
Menschen, die gaslighten, wollen Kontrolle.
Sie fühlen sich oft selbst unsicher, haben Angst vor echter Nähe oder Machtverlust. Aber das merkt man ihnen nicht sofort an.
Sie drehen die Realität so, dass sie die Oberhand behalten – und du dich klein fühlst.
Das bringt ihnen:
- Macht über deine Gefühle
- Schutz vor Kritik (weil du dich am Ende selbst infrage stellst)
- Ein gutes Selbstbild – auf deine Kosten
- Manipulative Sicherheit – sie bestimmen, was wahr ist
Woran erkennst du Gaslighting?
An Sarahs Geschichte kannst du schon erkennen, wie subtil sich Gaslighting zeigt.
Du lernst jemanden kennen, der dich mit Charme und Aufmerksamkeit umgarnt. Irgendwann beginnst du dich zu fragen, ob zwischen euch etwas nicht stimmt. Du fragst deine Freunde und bist hinterher noch verwirrter als zuvor. Denn offenbar sieht niemand das, was du siehst.
Alle finden den Menschen an deiner Seite großartig. Und du fragst dich so langsam, ob das Problem vielleicht bei dir liegt. Du bist offenbar die einzige Person, die es so sieht. Das ist die Tücke von Gaslighting.
Schau genau hin. Folgende Punkte sollten dich aufmerksam machen:
- Infrage stellen deiner Zurechnungsfähigkeit: „Du verstehst immer alles falsch.“
- Herunterspielen von deinen Gefühlen: „Stell dich nicht so an.“
- In-den-Mund-Legen von Aussagen: „Doch, das hast du genau so gesagt!“ Aber du weißt genau, das stimmt nicht.
- Liebesbekundungen mit Kleinmachen: „Sei froh, dass du mich hast.“ „Dein Ex war eine solche Lusche.“
- Verwirrung stiften: Gegenstände verlegen, Türen nicht zuschließen, das Auto umparken. (Alles schon gesehen.)
- Schuldumkehr mit Aussagen wie: „Das ist nicht mein Problem.“ Oder: „Hättest du halt was gesagt.“
- Kritik und Abwertung: „Du bist immer so dramatisch.“
- Sarkastisch abwerten und als Witz tarnen: „Bist du sicher, dass du das dieses Mal endlich hinbekommst?“
- Ignorieren von Leiden: „Wir sind doch glücklich.“ Dein Unbehagen wird als unwichtig abgetan.
- Der Vorwurf fehlender Zufriedenheit: „Du bist zu anspruchsvoll.“
- Über andere dir nahe Menschen lästern: „Das sind keine richtigen Freunde, die kommen nur, wenn sie was wollen.“
Wenn du dich in der Beziehung nicht gut fühlst, nimm dich ernst!
Beziehungen sollen dir mehr Energie geben, nicht Energie rauben.
Gaslighting kann jedem passieren.
Egal, wie klug, stark oder reflektiert du bist – wenn du jemanden liebst, vertraust oder bewunderst, bist du offen. Und genau das nutzen manipulative Menschen aus. Es kann wirklich jedem passieren.
Junge Frauen in Beziehungen, beim Daten, Männer, Kolleginnen und Kollegen, Mütter, Väter, Töchter, Vorgesetzte oder Freundinnen können betroffen sein – im Job, in der Familie, im Freundeskreis oder in der Partnerschaft.
Gaslighting geschieht oft leise, charmant verpackt und ohne lautes Drama. Kleine gemeine Manipulation.
Genau deshalb erkennt man es oft erst zu spät.
Entscheidend ist: Wenn du dich ständig falsch fühlst, dir selbst nicht mehr traust oder dein Bauchgefühl unterdrückst, dich ständig entschuldigst, ohne zu wissen, warum eigentlich, dann ist etwas faul. Wenn du dich fragst, wo deine Energie und deine Fröhlichkeit plötzlich hin sind, dann lohnt es sich, genau hinzuschauen. Sei dein eigener Retter und glaube deinen Gefühlen.
Gaslighting ist kein Zeichen von deiner Schwäche – sondern ein Hinweis darauf, dass etwas falsch ist und du dir endlich darüber bewusst wirst.
Das Drama der Illusion
Es ist so schwer zu verstehen, dass alles nur Taktik sein soll und manche Menschen leben jahrelang mit der Hoffnung, dass alles wieder so, wie am Anfang wird.
Die große Liebe, das Hochgefühl, das fast zu schön war, um wahr zu sein. Die romantischen Momente, die Vertrautheit.
Ganz plötzlich wird der Traumprinz zum Frosch und du bist verwirrt.
Du willst es nicht wahrhaben: Es war doch deine Lovestory, dein Traum, der endlich wahr geworden ist!
„Das kann doch nicht sein!“ Das Gefühl, geliebt zu werden, war so schön.
Oft merkt es dein Umfeld auch nicht, denn er oder sie spielt die Rolle so gut und die Verwirrspiele finden hinter der Tür statt. Unsichtbar für die anderen. Die sehen den Traummann, die Superfrau und dann wird es richtig hart, denn du zweifelst an dir und nicht an ihm oder ihr.
Wichtig ist: Schau auf das, was wirklich passiert – nicht auf das, was du dir wünschst.
Fazit
Gaslighting ist eine subtile, aber zerstörerische Form der Manipulation. Und der erste Schritt, um sich zu schützen, ist zu erkennen, dass es passiert.
Glaub an deine Gefühle. Kein anderer kennt dich so gut, wie du dich kennst. Wenn es dir nicht gutgeht, such dir Hilfe evtl. außerhalb des Freundeskreises oder sprich mit einem Beziehungsberater oder Psychotherapeuten.
Ich berate Menschen, die sich eine glückliche Beziehung wünschen. Ich bin für dich da, wenn du das Gefühl hast, jemand manipuliert dich und du brauchst mehr Klarheit.
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