Zwischen Karriere, Familie und Selbstverlust

Viele Männer zwischen 30 und 50 stehen heute unter enormem Druck.
Du willst beruflich erfolgreich sein, Leistung bringen, etwas aufbauen. Gleichzeitig sollst du Partner, Vater und Fels in der Brandung sein.
Doch irgendwann fragst du dich: „Und wo bleibe eigentlich ich?“

Männer und Beziehungen – vom Drama zur Klarheit & Selbstbewusstsein, darum geht es hier.
Die meisten Männer haben nie gelernt, Beziehung bewusst zu leben.
Sie übernehmen Rollen – Versorger, Beschützer, Problemlöser –, ohne zu prüfen, ob diese überhaupt noch zu ihrem heutigen Leben passen.
Und dann kommt die Reibung:
Die Frau wünscht sich Nähe, Unterstützung und emotionale Präsenz, während der Mann glaubt, sein Beitrag liege im Geldverdienen und im „Funktionieren“.
Das Ergebnis: Beide fühlen sich nicht gesehen.


Klarheit über Rollen – Männer in Beziehungsrollen

Viele Männer leben ein Rollenbild, das sie von ihren Vätern kennen.
Damals hieß es: Wenn du arbeitest, bist du ein guter Mann.
Heute reicht das nicht mehr – und es fühlt sich auch für dich selbst oft leer an.
Eine selbstbewusste Beziehung entsteht erst, wenn du deine Rolle kennst und selbst wählst, statt sie zu übernehmen.

Frag dich doch einmal:

  • Welche Rolle lebe ich heute in meiner Beziehung?
  • Welche habe ich unbewusst übernommen?
  • Welche will ich bewusst gestalten, als wer will ich eigentlich sein?
  • Passt meine Rolle zu dem Bild, das meine Partnerin sich vorstellt?

Wer seine Rolle kennt, versteht, mag und kommuniziert, kann sie echt leben.
Sich über solche Dinge Gedanken zu machen und darüber klar zu werden, schafft Verbindung.


Zwischen Anerkennung und Erschöpfung – Warum beide sich oft nicht gesehen fühlen

Viele Konflikte entstehen nicht aus Bosheit, sondern aus Erschöpfung.
Der Mann kommt spät heim, legt die Schuhe im Flur ab, die Socken im Bad, und denkt: „Endlich Feierabend.“
Die Frau sieht die Schuhe und die Socken und denkt: „Was soll das?“ „Ich hatte gerade alles ordentlich.“
Zwei Welten, zwei Perspektiven – und beide fühlen sich im Recht.

Männer erleben: „Ich gebe alles, und trotzdem ist sie unzufrieden.“
Frauen sehen das oft anders: „Ich mache alles, und trotzdem bin ich allein.“

Beide wünschen sich Anerkennung – und übersehen, dass der andere dasselbe braucht.
Echte Partnerschaft beginnt dort, wo du die Perspektive deiner Partnerin verstehen kannst, ohne dich selbst abzuwerten.

„Ich sehe, dass du viel tust, dein Job, Haushalt die Kinder – und gleichzeitig fühle ich mich auch leer und ausgebrannt. Lass uns schauen, was wir beide brauchen.“
Dieser Satz kann viel verändern und Türen öffnen.


Authentizität – Echt heißt nicht laut, sondern klar

Viele Männer verwechseln Stärke mit Rückzug.
Sie glauben, sie müssen ruhig, beherrscht, „männlich“ bleiben – und bauen dann Mauern, wo eigentlich Brücken gebraucht werden. Oder sie sind brummig und schlecht gelaunt und erwarten, dass die Partnerin erkennt, was ihnen fehlt. Die hängt jedoch oft selbst in einem Loch fest und sieht lediglich rot.

Echt sein bedeutet nicht, alles auszusprechen. Aber es bedeutet, zu kommunizieren.
Dafür müssen aber beide Partner lernen, ihre Gefühle zu benennen und darüber zu reden, ohne einander zu verletzen, und ja, auch Männer können heute über Gefühle reden. Versuchs mal.

Ein Gespräch kann zum Beispiel so beginnen:

„Ich merke, dass sich bei uns einiges verändert hat. Lass uns mal ehrlich darüber reden, wie unsere Beziehung heute aussehen soll.“

Dieses Gespräch braucht Reflektiertheit und Offenheit. Es geht nicht darum, was wir uns vom anderen wünschen und wie er sich jeweils verändern soll.
Also in keiner Weise um Schuldzuweisungen. Es geht um die jeweils eigenen Bedürfnisse, was dem Einzelnen wichtig ist und wie er/sie sich in der Beziehung fühlt.

Leider haben manche Paare verlernt, miteinander in einer respektvollen, liebevollen Weise zu sprechen. Veränderung beginnt mit dem Bewusstmachen, was da eigentlich passiert.

Die apokalyptischen Reiter aus dem nächsten Absatz sind sehr klare Beispiele dafür, wie es garantiert nicht funktioniert, aber vorher:


Let’s Talk About Sex

Wenn du sagst: „Ich brauche mehr Sex“,“
dann meinst du oft etwas ganz anderes.
Eigentlich sagst du: „Ich will spüren, dass ich für dich wichtig bin. Dass du mich begehrst.“

Doch für deine Partnerin klingt das schnell nach Druck.
Denn Nähe bedeutet für sie oft etwas anderes: Zeit, Aufmerksamkeit, Zärtlichkeit – oder einfach mal Ruhe und Verlässlichkeit.
Nach einem Tag voller Termine, Kinder, Gespräche und Verantwortung hat sie manchmal das Gefühl, schon genug Nähe gegeben zu haben – nur eben auf eine andere Weise.

Sex entsteht nicht, wenn du ihn einforderst oder enttäuscht bist, weil es deiner Meinung nach nicht oft genug geschieht.
Sexuelle Verbundenheit wächst, wenn du dich zeigst – mit deiner Stärke und deiner Verletzlichkeit.
Wenn du wirklich präsent bist und anstatt etwas zu „wollen“ etwas gibst.

Während sie auf ihre Weise Nähe zulassen kann – vielleicht durch kleine Berührungen, durch Aufmerksamkeit, durch echtes Gesehenwerden.
Denn auch sie hat oft das Gefühl, nicht gesehen zu werden.
Nur äußert es sich anders:
Sie fühlt sich verbunden, wenn du zuhörst, wenn du präsent bist, wenn du das tust, was du sagst –
wenn du pünktlich kommst, Anteil nimmst, da bist.

Ihr habt also dasselbe Bedürfnis: gesehen, gewollt, geliebt und verstanden zu werden –
ihr drückt es nur unterschiedlich aus.

Oft habe ich erlebt, dass Männer aus Frust dann noch später nach Hause kommen, sich hinter den Fernseher zurückziehen oder noch allein ein Bier trinken gehen.
Doch das verstärkt nur die Distanz.

👉 Bist du bereit, das Thema einmal unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten?


Und ja – diese Art von Umdenken braucht Zeit.
Nur weil du einmal pünktlich warst, die Kinder ins Bett gebracht oder die Spülmaschine ausgeräumt hast, wird sie nicht sofort wieder heiß auf dich.
Aber: Es ist der Anfang.
Echte Nähe beginnt nicht im Schlafzimmer – sondern im Alltag.


Die vier apokalyptischen Reiter – Kommunikationsfallen im Alltag

John Gottman (Paarforscher und Kommunikationstrainer) beschreibt vier Verhaltensmuster, die Beziehungen auf Dauer zerstören können, wenn sie unbewusst bleiben. Ich nenne sie gern die Kommunikationsfallen, in die viele Männer (und Frauen) tappen.

1. Kritik – Angriff statt Beobachtung

Du greifst den Charakter deines Gegenübers an:
„Du bist immer so unordentlich!“ oder „Nie hilfst du im Haushalt!“
Damit fühlt sich dein Gegenüber angegriffen und schaltet sofort auf Abwehr.

Besser: Sag, was du beobachtest und brauchst:
„Mir ist aufgefallen, dass die Schuhe oft im Flur stehen. Ich brauche am Abend etwas Ordnung, damit ich den Tag klar anfangen kann.“

Beispiel:
Statt „Du kümmerst dich nie um die Kinder!“
könnte sie sagen: „Zwischen 7 und 9 sind die Kinder oft unausgelastet, da wäre es hilfreich, wenn du dabei wärst.“
So bleibt die Aussage sachlich und lösungsorientiert.

2. Abwehrhaltung (Defensiveness) – Rechtfertigung statt Verantwortung

Typisch ist der Reflex:
„Ja, aber du machst das doch auch!“
Das führt sofort in einen Schlagabtausch.

Besser: Übernimm Verantwortung für deinen Anteil – das zeigt Größe.
„Stimmt, ich habe die Schuhe im Flur stehen lassen. Ich sehe, dass dich das stört. Ich achte beim nächsten Mal darauf.“

Beispiel:
Sie: „Du hörst mir nie zu!“
Er: „Ihabehab gemerkt, dass ich gerade mit dem Kopf woanders war. Sag’s mir bitte noch mal – ich bin jetzt da.“

3. Verachtung (Contempt) – Spott und Sarkasmus statt Respekt

Das ist das giftigste Muster überhaupt.
Sätze wie: „Oh, fühlst du dich da etwa nicht gesehen?“ oder ein Augenrollen – sie verletzen tiefer, als du denkst.

Besser: Sprich mit Respekt und betone, was du schätzt.
„Ich weiß, du gibst dir viel Mühe – ich hab’s nur anders wahrgenommen. Lass uns darüber sprechen.“

Beispiel:
Statt: „Na klar, du bist ja die Einzige, die hier arbeitet!“
Besser: „Ich weiß, du hast heute viel gemacht – danke dafür. Ich war einfach genervt von der Situation, nicht von dir.“

4. Mauerbau (Stonewalling) – Rückzug statt Verbindung

Du ziehst dich zurück, sagst nichts mehr, schaltest innerlich ab. Aber gar nicht reden ist für eine Beziehung tödlich.

Besser: Sag offen, was du brauchst:
„Ich merke, ich bin gerade zu aufgebracht. Ich brauche kurz Pause und komme wieder, wenn ich klarer bin.“

Beispiel:
Sie: „Red doch mal mit mir!“
Er: „Ich will das klären, aber ich bin gerade zu aufgewühlt. Gib mir 20 Minuten – dann reden wir ruhig darüber.“

Untersuchungen haben gezeigt: Schon eine 20-minütige Unterbrechung kann die Heftigkeit eines Streits deutlich senken – so lässt sich Drama oft verhindern, bevor es beginnt.

Kommunikationstraining ist oft einer der schwierigsten, aber auch befreiendsten Schritte in jeder Beziehung.

Diese vier Muster sind gar nicht so kompliziert, wenn du sie erkennst. Und wie immer gilt: Veränderung beginnt mit Bewusstsein.


Gefühle zulassen – und Sprache dafür finden

Viele Männer sagen: „Ich kann nicht so gut über Gefühle reden.“
Doch Gefühle sind kein weibliches Thema – sie sind menschlich.

Hier ein paar Satzideen, die du ausprobieren kannst:

  • „Ich bin enttäuscht, weil ich mir Anerkennung wünsche.“
  • „Ich bin unsicher, weil ich nicht weiß, was du gerade brauchst.“
  • „Ich bin dankbar, dass du so viel trägst, und will dich besser verstehen.“

Gefühle sind keine Schwäche. Worte für diese Leere, dieses Unbehagen, diese Traurigkeit zu finden, fühlt sich oft befreiend an.


Fazit – Beziehung braucht Bewusstsein

Selbstbewusste Beziehungen entstehen, wenn beide in der eigenen Stärke sind.
Nicht als Gegner, sondern als Team, das gemeinsam wachsen will.

Für Männer heißt das:

  • Deine Rolle wählen, statt sie zu erben.
  • Klar kommunizieren statt sich zurückzuziehen.
  • Gefühle zeigen, statt sie zu verstecken.

Stark im Außen zu sein, ist gut, und dann aber auch klar im Innen.

Wenn du als Mann deine Rolle neu gestalten und echte Verbindung in deiner Partnerschaft leben willst,
dann ist jetzt der richtige Moment dafür.


Ich begleite dich dabei – im 1:1-Coaching, im Paar-Coaching oder in der Hypnose, die dich wieder zu deiner inneren Stärke führt.