Auf einer Familienfeier fragte mich mein Schwager, wie ich es denn schaffe immer so entspannt, und zuversichtlich durchs Leben zu gehen und ob das alles Show wäre oder echt? Er war etwas beschwipst, als er mich fragte. Aber die Antwort kann ich geben: Es ist echt. Ich bin fast ein Stoiker und darauf bin ich stolz.

Bis vor ein paar Monaten wusste ich nicht, was es bedeutet ein Stoiker zu sein und dass es eine uralte und komplette Philosophie gibt, die meine eigene Lebensphilosophie beschreibt. Heute kann ich sagen: Ich strebe danach, den stoischen Prinzipien zu folgen. Ich finde sie zu 100 % sinnvoll.

Der Stoizismus entstand um 300 v. Chr. in Athen. Der Name geht auf die Stoa Poikile zurück, eine Säulenhalle auf dem Marktplatz von Athen, in der sich die ersten Anhänger der Denkschule trafen. Ihre Lehre gewann an Einfluss und gelangte im Jahr 155 v. Chr. nach Rom, als wichtige stoische Philosophen als Botschafter in die Stadt kamen. Sie fand auch dort großen Anklang und etwa 300 Jahre später, nämlich 161 n. Chr., wurde mit Marc Aurel sogar ein stoischer Denker zum römischen Kaiser gekrönt.

Obwohl die Philosophie der Stoiker mehr als zwei Jahrtausende alt ist, ist sie nicht einfach eine verstaubte Theorie. Sie ist eine Ansammlung von nützlichem Wissen, das auch heute noch die gleiche Bedeutung hat wie damals. Es gibt viele Bücher, die einige der Punkte der Stoa herausgreifen und dann zu gefeierter Literatur der heutigen Zeit werden. Das zeigt uns, wie modern und zeitlos die Lehren der Stoiker sind und waren.

Die 3 stoischen Disziplinen

Trotz Missverständnissen im heutigen Sprachgebrauch geht es den Stoikern nicht um Passivität oder emotionale Gleichgültigkeit, sondern um die Kunst, ein gutes Leben zu führen. Sie unterteilten ihre Philosophie in drei Disziplinen:


1. Dichotomie der Kontrolle:

Die stoische Dichotomie lehrt, dass es Dinge gibt, die wir beeinflussen können, und solche, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Die Weisheit besteht darin, sich auf das Beeinflussbare zu fokussieren und Energie nicht an das Unkontrollierbare zu verschwenden.

2. Die Lehre von den Handlungen:

Diese Disziplin befasst sich mit unserem Verhalten und betont die Wichtigkeit stoischer Tugenden.
Durch das Streben nach diesen vier Tugenden kann man ein moralisch integres Leben führen.

  1. Weisheit: Die Stoiker betrachten Weisheit als die Fähigkeit, zwischen dem moralisch Richtigen und Falschen zu unterscheiden. Es geht darum, kluge Urteile zu fällen und in Übereinstimmung mit der Vernunft zu handeln.
  2. Tapferkeit: Diese Tugend bezieht sich nicht nur auf körperliche Tapferkeit, sondern auch auf die Fähigkeit, in schwierigen Situationen standhaft zu bleiben und die Kontrolle über die eigenen Handlungen zu behalten.
  3. Gerechtigkeit: Die Stoiker legten großen Wert auf Gerechtigkeit, die darin besteht, anderen das zu gönnen und zu lassen, was ihnen aufgrund ihrer Handlungen zusteht. Es geht darum, fair und gleichbehandelnd zu sein.
  4. Mäßigung: Diese Tugend betont die Bedeutung der Selbstbeherrschung und Mäßigung. Es geht darum, nicht von leidenschaftlichen Impulsen oder Verlangen beherrscht zu werden, sondern in allem Maß zu wahren.

3. Die Lehre von den Emotionen:

Die Stoiker legten großen Wert auf emotionale Ausgeglichenheit. Negative Emotionen entstehen oft aus falschen Überzeugungen. Die Kontrolle über unsere Reaktionen liegt in unserer Macht, auch wenn wir die Ereignisse nicht selbst kontrollieren können. Gefühle sind wichtig, aber sie sind auch flüchtig, das heißt ohne Reaktion verschwinden sie oft schnell wieder.
Wir Menschen neigen manchmal dazu, schnell auf ein Gefühl zu reagieren, mit Gedanken, die bei negativen Gefühlen oft nicht gut für uns sind. Je mehr wir die gleiche Gedankenschleife denken, desto mehr gräbt sie sich in unsere Gehirnwindungen ein. Wie ein gut gelaufener Trampelpfad kann er immer leichter begangen werden. Die Gedanken erscheinen wie eine Wahrheit, da sie ja so oft wiederholt wurden.
Der nächste Punkt beschreibt, was wir dagegen unternehmen können.

Auf Emotionen bewusst reagieren

Gefühle kontrollieren sich am besten durch geistige Übungen, bei denen dein Hirn kurz stark gefordert ist.
Wenn du merkst, dass ein negatives Gefühl in dir aufkommt, probier doch mal, es kurz anzuhalten. Es kann ja danach wieder kommen, aber dann bist du vorbereitet.
Konzentriere dich auf Primzahlen, verdopple dein Alter 20 x oder sag die Hauptstädte Europas in alphabetischer Reihenfolge auf. Alle Lieder von Queen nach Erscheinungsdatum oder alphabetisch … so etwas geht auch.
Wichtig: Kopf kurz umschalten.
Gefühle sind gut, wenn sie einen Grund haben. Sie haben ihren Platz. Aber oft ist die spontane Reaktion auf eine selbst bewertete Situation so heftig, dass sie mehr schadet als nützt.

Beobachten

„Beobachte all das genau. Nur wenn du erkennst und analysierst, was wirklich ist, nicht was du denkst, das ist, kannst du auch etwas verändern.“

Finde Menschen, die dich herausfordern und inspirieren. Sie werden dir helfen, zu wachsen.
Menschen, die dir Energie rauben, kannst du getrost ignorieren.

Stoiker konzentrieren sich auf das, was beeinflussbar ist.
Alles andere ist Energieverschwendung.

Was ist von uns tatsächlich beeinflussbar und was nicht? Beeinflussbar ist sehr wenig. Ein schöner Urlaub mit Sonne? Nicht beeinflussbar.
Dinge wie äußere Umstände oder das Verhalten anderer Menschen sind außerhalb unserer Macht, also nicht beeinflussbar. Klar kann ich mich ärgern, aber bitte nicht zu lange.
Das gilt in meiner Welt auch für Politik und das Weltgeschehen. Es gibt genug Möglichkeiten, sich einzubringen, Politiker oder Flüchtlingshelfer zu werden zum Beispiel. Aber sich aufregen und es immer und immer wieder mit anderen diskutieren ist sinnlos und macht nicht glücklich. Lebenszeit ist begrenzt, keiner hat Zeit, sich zu viel zu ärgern.

Fokus

Fokussieren ist nicht so leicht und es wird im Handy und Internet Zeitalter immer schwieriger. Es gibt zu viel Ablenkung und Möglichkeiten, um unsere Konzentration von den wichtigen Bereichen wegzuziehen.
Die Stoiker sagen: „Mach erst mal deinen Job“, erst wenn das erledigt ist, kannst du etwas anderes tun.
Wer sich auf eine Sache, konzentriert und loslegt, wird sie erfolgreich erledigen, wenn die Aufgabe in den Zeitrahmen passt. Allerdings ist es manchmal nicht so leicht. Besonders bei Themen, die wichtig, aber nicht spannend sind. Mein Tipp: Ich benutze gerne die App „Fokus Tomato“. Ein gutes Time-Management Tool. Herunterladen und ausprobieren.
Ansonsten gilt:
Konzentriere dich auf das, was dich weiterbringt und was dir wichtig ist.
Das gilt auch für die Partnerschaft und die Familie. Sei 100 % bei dem, was du tust und finde vorher heraus, wo du hin willst (Ziel) und was dich weiterbringt (Erfolg). Dann erzielst du gute Ergebnisse.
Wir nennen das heute auch Achtsamkeit.

Perfekt sein, ist eine Illusion

Perfekt ist das Ideal, an dem wir uns orientieren, nicht mehr und nicht weniger.

Manchmal ist es verrückt zu beobachten, wie Menschen, die sich die meiste Mühe geben, die schlechtesten Ergebnisse erzielen. Sie werden einfach nicht fertig, denn perfekt ist nie etwas. Es geht immer besser. Das Alles-oder-Nichts-Denken kann Menschen davon abhalten, überhaupt in Aktion zu kommen. Die Ziele scheinen mit den Möglichkeiten unvereinbar.

Eine der größten Stärken der Stoiker ist ihre Beharrlichkeit. Sie machen unbeirrbar weiter, auch wenn klar ist, dass das Optimum nicht erreicht werden kann. Auch hier gilt: Mach deinen Job fertig, bis er gut genug ist. Perfekt ist nur der Tod. Hier geht’s zu meinem Blog mit gleichem Namen

Stoiker halten sich mit ihren Urteilen zurück, oft sind die Dinge ganz anders, als sie scheinen.

Halte dich mit schnellen Urteilen zurück. Unterscheide zwischen Wahrnehmung (Interpretation) und Beobachtung (reine Fakten). Erkenne eigene Fehler im Denken und bleib bescheiden. So formulieren es die Stoiker.

Nie Prokrastinieren fang einfach mit kleinen Schritten an.

Prokrastinieren heißt, etwas, was du tun willst oder musst, auf einen anderen Zeitpunkt in der Zukunft zu verschieben. Veränderung findet heute statt. Wenn wir es prokrastinieren, wird es immer im Morgen liegen und wahrscheinlich nie passieren. Also alles, was wir aufschieben und morgen machen, wird nie eintreten, denn morgen kommt ja nie. Es ist wichtig, dass wir uns das klarmachen, denn Worte sind mächtig.
Hast du etwas vor, setzt dir ein zeitliches Ziel, um den ersten Schritt zu tun. Oder starte jetzt sofort mit dem ersten kleinen Schritt. Ein Ziel hat immer einen konkreten Anfangszeitpunkt und einen Endpunkt. Manche Veränderungswünsche oder Ziele sind aber so groß, dass sie uns einschüchtern.
Deshalb zerlege sie in kleine Schritte und starte mit dem ersten Schritt sofort.

Flexibel sein

Wir alle planen gerne (Ziele) und manchmal passieren Dinge, die unsere schönen Pläne durcheinanderwerfen. Das Leben ist unberechenbar. Was wirklich zählt, ist, wie wir auf diese Situationen reagieren. Nur geistige Flexibilität macht es uns möglich, Rückschläge als Chancen zu sehen. Flexible Menschen haben immer einen Vorteil.

Alles auf der Welt ist miteinander verbunden

Marc Aurel beschreibt es folgendermaßen: „Wie in einem Bienenstock macht jeder Schaden am Stock auch den einzelnen Bienen zu schaffen und was für alle gut ist, schadet auch der einzelnen Biene nicht.“ Im Stoizismus hat das Gemeinwohl stets die höchste Priorität. Solidarität ist heute eine der höchsten Herausforderungen.

Gleiches mit gleichem zu vergelten, Rache und Eifersucht, Lügen und Vertrauensbrüche, Egoismus und Selbsterhöhung auf Kosten anderer sind leider viel näher an dem, wie die Menschen miteinander umgehen. Damit kommen wir immer wieder in eine Spirale der Vernichtung, von der keiner was hat.

Wir können im eigenen Leben viele Dinge besser machen und anders reagieren. Damit kann jeder etwas verändern, obwohl die Welt eine andere Sprache zu sprechen scheint. Durchatmen, nachdenken und loslassen, friedlich, dankbar, vergebend, freundschaftlich und ehrlich zu handeln zahlt sich aus. Immer.

Berühmte Stoiker

Berühmte Stoiker sind:
Epiktet (ca. 50-135 n. Chr.): Ein ehemaliger Sklave, der später zu einem einflussreichen Philosophen wurde.

Es sind nicht die Dinge selbst, die uns bewegen, sondern die Ansichten, die wir von Ihnen haben.

Epiktet

Seneca (ca. 4 v. Chr. – 65 n. Chr.): Als Berater des römischen Kaisers Nero verfolgte Seneca die stoische Philosophie, betonte die Bedeutung von Selbstbeherrschung und den richtigen Umgang mit Leidenschaften. Seine Briefe an Lucilius sind eine reiche Quelle stoischer Weisheit. Seine Lehren kamen aber anscheinend bei Kaiser Nero nicht an. Schade.

Nichts bringt uns mehr vom Weg zum Glück ab, als dass wir uns nach dem Gerede der Leute richten, statt nach unseren Überzeugungen.

Seneca

Marc Aurel oder Marcus Aurelius (121-180 n. Chr.): Als römischer Kaiser schrieb Marcus Aurelius persönliche Aufzeichnungen, die als „Selbstbetrachtungen“ bekannt sind. In diesen reflektierte er über die Prinzipien der Stoiker und die Anwendung dieser Prinzipien im täglichen Leben. Ein sehr sympathischer Kaiser. Wurde allerdings nur 59 Jahre alt.

Verlust ist nichts anderes als Verwandlung.

Marcus Aurelius

Ich bin Eva Wippermann und ich unterstütze Menschen dabei, ihre Antworten auf lebensverändernde Fragen zu finden.
Ich nenne das Art of Life-Coaching.


Die stoische Philosophie ist eine Lehre der Lebenskunst und wir finden sie in vielen modernen Coaching-Methoden wieder.
Wie spannend, wenn man bedenkt, dass die gleichen Dinge nach 2000 Jahren noch Gültigkeit haben.

Bei schwierigen Lebensfragen:

Durchatmen, nachdenken und deinen Coach anrufen. Es gibt immer eine Lösung.
Lass uns darüber reden.

Hier geht’s zum Termin:

Klarheit finden, entscheiden und loslegen