… und was die Grundbedürfnisse damit zu tun haben

Es gibt Momente im Leben, in denen du erkennst, dass du auf einem Weg bist, der dich müde macht und an dem du dich selbst und deine Beziehung nicht mehr findest. Für mich war einer dieser Momente mein 30. Geburtstag. Hochsommer, wenige Tage vor der Geburt meiner zweiten Tochter. Ich saß spätabends vor meinem Geburtstag auf dem Sofa und wartete auf meinen Mann, um wie jedes Jahr mit ihm hineinzufeiern. Aber er kam viel zu spät.
Nach einem langen Arbeitstag war er noch zum Sport gegangen, gedanklich weit weg.
Erst als er sah, dass ich noch wach war, erinnerte er sich an meinen Geburtstag. Und in genau diesem Moment spürte ich: Wir verlieren uns. Wir sind nicht mehr wichtig.

Nicht, weil die Liebe fehlte, und nicht, weil wir schlechte Menschen sind.
Sondern weil wir beide versucht haben, unser wildes Leben in den Griff zu bekommen, und uns dabei vergessen haben.

Wir hatten ein gemeinsames florierendes Unternehmen, ein Hausbauprojekt, zwei kleine Kinder, ein volles soziales Umfeld und Glaubenssätze wie:
„Wer viel arbeitet, ist ein guter Mensch.“ „Erst wenn wir richtig erfolgreich (vermögend) sind, haben wir Zeit, glücklich zu sein.“
Er war körperlich ausgelaugt, mir fehlte die emotionale Nähe. Wir waren beide sehr erschöpft, hätten das aber nie zugegeben.
Es gab so viel zu tun: Geld verdienen, ein Haus bauen, Kunden glücklich machen, Freundschaften pflegen, die Kinder organisieren. In der Zeit gab es kein „Wir“ dafür war keine Zeit.

Heute habe ich verstanden, dass Erschöpfung nicht durch zu viel Arbeit entsteht, sondern durch das Ignorieren der eigenen Bedürfnisse.


Warum 4 Grundbedürfnisse entscheidend für Glück in Beziehungen sind

Jeder Mensch strebt danach, seine sechs Grundbedürfnisse zu erfüllen. Manche sind uns mehr, manche weniger wichtig.
Die Erkenntnisse hierüber kommen aus der humanistischen Psychologie (Maslow, Rogers) und wurden von Tony Robbins zusammengeführt und verständlich gemacht.

Die ersten vier bestimmen unser emotionales Überleben:

  1. Sicherheit
  2. Abwechslung
  3. Bedeutung
  4. Liebe & Zugehörigkeit

Die letzten zwei bestimmen unser erfülltes Leben:

5. Wachstum
6. Beitrag/Sinn

Was hier aber entscheidend für das Selbstbewusstsein und eine gesunde Beziehung ist:
Die ersten vier Grundbedürfnisse können von innen oder von außen erfüllt werden.
Was bedeutet das genau? Wenn du ein Bedürfnis hast, das nur andere für dich erfüllen können (von außen), dann wirst du abhängig.
Kannst du es dir jedoch selbst erfüllen, bist du innerlich stark und gefestigt.
Viele Menschen und besonders Paare leben die äußere Variante, und genau das führt zu Erschöpfung, Streit, Druck und Distanz.

Nachfolgend erkläre ich die Bedürfnisse und was es bedeutet, wenn du sie dir nicht selbst erfüllen kannst.


1. Sicherheit

Sicherheit von außen:

  • Geld muss genug da sein.
  • Ein Haus bietet Sicherheit.
  • Ein Job bringt das Geld, auch wenn ich ihn nicht mag.
  • Der Partner darf mich nicht verlassen, er gibt mir Sicherheit, Wert und Zugehörigkeit.
  • Struktur: Es war schon immer so, Routinen: Wir machen das halt so, Kontrolle: wehe, du machst es anders
    solche Denkweisen sind wie ein Käfig.

Das Problem?
Wenn Sicherheit auf äußeren Umständen beruht, oder von Besitz abhängig ist, dann bist du selten selbstbestimmt.
Verschwindet ein Teil davon – bricht dein Fundament weg. Viele haben es nicht anders gelernt, aber es kann sehr beengend sein und oft zum Gegenteil von Glück und Leichtigkeit beitragen.

Genau das ist in vielen Beziehungen der Kernkonflikt:
Einer arbeitet „für die Sicherheit“, dafür, dass es alle einmal leichter haben, und der Partner braucht die Kontrolle, das Wissen darüber, dass der Partner ihm oder ihr Nähe gibt. Ich bin nur liebenswert und sicher, wenn ich weiß, er liebt mich.
Ich will damit nicht sagen, dass es nicht gut ist, fleißig zu sein, Vermögen zu schaffen und treu zu sein. Aber parallel dazu gibt es eine innere Sicherheit, die eigentlich viel mehr Beachtung braucht und die manche erst lernen dürfen.

Das innere Gefühl von Sicherheit hat folgende Namen:

  • Selbstvertrauen
  • Problemlösefähigkeit
  • emotionale Stabilität
  • „Ich kann das, schaffe das, egal was kommt.“
  • Er liebt mich, weil ich „ICH“ bin, und ich brauche keine Beweise und keine Kontrolle.

Wenn ein Mensch Sicherheit von innen lebt, wird er ruhiger, klarer.
Es gibt weniger Drama, weniger Vorwürfe, weniger Erwartungsdruck.


2. Abwechslung, die kleinen Abenteuer

Abwechslung von außen führt zu Chaos und Erschöpfung, manchmal auch zu finanziellen Löchern.

  • Ständig ausgehen, mit vielen Menschen treffen, aber keine Zeit für ein Gespräch mit dem Partner.
  • Shopping oder Amazoneinkäufe. Oft sinnlos, aber warum arbeite ich denn?
  • Neue Partner, um sich wieder zu fühlen.
  • Ständig neue Projekte, aber nichts davon wird umgesetzt.
  • Ständig unterwegs sein und sich wundern, warum der Partner sich einsam und überfordert fühlt.

Diese Variante macht Beziehungen oft unruhig, unklar, unstet.

Wie kann Abwechslung von innen aussehen?

  • Gespräche, die in die Tiefe gehen.
  • Perspektivwechsel und Pläne schmieden.
  • Gemeinsames Lachen, ein Glas Wein zu zweit, ein Abendspaziergang.
  • kleine Rituale ohne Netflix
  • kreative Alltagsmomente
  • Etwas Neues beginnen, zu zweit oder auch alleine.

Diese Form von Abwechslung führt zu Verbindung und Leichtigkeit und repariert Beziehungen.


3. Bedeutung

Brauchen wir Anerkennung von außen, um bedeutend für uns selbst zu sein? Anerkennung tut gut, aber wenn du nicht stark in dir bist, dann ist es wieder nicht selbstbestimmt.

  • Beim Lob kommt es darauf an, von wem es kommt, und es ist in den meisten Fällen eine Bewertung.
  • Anerkennung tut gut, aber musst du dich dafür anstrengen?
  • Titel wunderbar, aber warum ist das wichtig?
  • Gefallen wollen um jeden Preis und dann doch nicht dazugehören.
  • „Bin ich gut genug für dich?“ Ständiges Hinterfragen und der Gedanke dahinter: Ich bin nicht gut genug.

Das Problem:
Wenn dir die Anerkennung von außen unglaublich wichtig ist, dann fehlt dir dein positives Selbstwertgefühl.

Bedeutung, die wir uns selbst geben

  • Ich kenne meinen Wert
  • Ich weiß, wer ich bin
  • Ich weiß, was ich kann
  • Ich muss niemandem etwas beweisen

Diese Form von Bedeutung ist stabil.
Sie macht eine Beziehung stark, weil beide auf Augenhöhe bleiben.


4. Liebe & Zugehörigkeit

Liebe von außen:

  • „Nur wenn er mich liebt, bin ich wertvoll.“
  • „Ich brauche seine Aufmerksamkeit, damit es mir gut geht.“
  • Starke Eifersucht zeigt wenig Selbstvertrauen.
  • Drama, viel Nörgeln und Beklagen.
  • Ein überhohes Bedürfnis nach Bestätigung.
  • Ich liebe dich, weil du mich ganz machst.

Das ist nicht Liebe – das ist emotionale Abhängigkeit.

Liebe und Selbstliebe

  • Ich liebe mich und ich liebe dich, weil du „du“ bist.
  • Ich kenne meine Grenzen.
  • Ich weiß, was ich brauche, und ich sage es.
  • Ich bin mit mir verbunden.
  • Ich gebe Liebe, gerne und von Herzen, und nicht, weil ich sie brauche.
  • Ich vertraue dir und glaube an unsere Liebe, weil wir es wert sind.
  • Ich bin bereit, Liebe zu empfangen.

Diese Form der Liebe ist attraktiv, erwachsen und kraftvoll.

Eine Beziehung wird gesund, wenn beide Partner sich selbst lieben
und einander stärken – jeder kann ohne den anderen sein, aber gemeinsam ist es besser.

Zeit ist eine wichtige Ressource. Wir können sie nicht zurückbekommen, und daher sollte ein Teil der Zeit auch mit dem Partner ganz bewusst verbracht werden.
Liebe ohne Präsenz ist wie ein Feuer ohne Sauerstoff.


Fazit für eine gesunde Beziehung

Wir alle haben diese Grundbedürfnisse und versuchen sie, bewusst oder unbewusst, für uns zu erfüllen.
Wenn wir verstehen, was uns fehlt, können wir etwas verändern.

Die fünf Stufen einer Veränderung:
Bewusstwerden, Verstehen, Loslassen (wenn hinderlich), Entscheiden, was besser ist, und mit dem neuen Muster loslegen.
Wenn wir an unserem Selbstbewusstsein arbeiten, bauen wir eine innere Stärke auf, die uns befähigt, ganz bei uns zu sein und damit die ersten vier Bedürfnisse aus uns heraus zu befriedigen.
Wenn deine Bedürfnisse von dir selbst erfüllt werden, und du weißt, dass deine Partnerin oder dein Partner auch diese Grundbedürfnisse hat, dann wird sich deine Beziehung positiv verändern. Das macht die Qualität einer Beziehung aus.


Und wie ging meine persönliche Geschichte weiter?

Ich habe früher immer gesagt: Wir haben zu viel gearbeitet. Heute weiß ich, dass das nicht ganz richtig ist.
Wir sind an unseren unerfüllten inneren Bedürfnissen gescheitert.
Dadurch, dass wir sie nicht verstanden haben, kamen Erwartungen dazu, die der Partner noch nicht einmal kannte. Somit haben wir uns irgendwann völlig erschöpft voneinander getrennt.
Beziehungen funktionieren dann, wenn beide Partner wissen:

„Ich erfülle meine Bedürfnisse aus mir heraus – und ich teile mit dir, was ich bin. Nicht, was ich brauche.“

Das ist emotionale Freiheit, echte Verbindung und die Basis für klare, erwachsene Liebe.

Ich coache Menschen, die Klarheit lieben und nicht verstehen, warum sie so unzufrieden mit ihrem Leben sind, obwohl sie im Beruf erfolgreich sind.

Klar im Innen. Stark im Außen.

Eva Wippermann – Selbstwertcoach


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